14.09.2001 Kurz nach der Abfahrt ein riesiger Bergrutsch, an der eine ameisenhafte Baubrigade versucht, mühsam die Lücke zu schließen, hier wird schon Beton verwendet. Die Fahrer kommen gerade so mit ihren Jeeps an der Stelle vorbei, wir umlaufen die Gefahrenzone lieber. Es folgen herrliche steile, tiefgrüne Schluchten mit vielen Wasserfällen.

Im Bergort Nyalam (3750 m) legen wir eine Pause von einer Stunde ein, eine Blattfeder an unserem Jeep ist gebrochen, wird aber sofort repariert. Wir nutzen die Zeit zu einem Bummel durch den Ort, bei lustigen Tibeterinnen trinken wir erstmals den berühmten Buttertee aus Yakbutter, schwarzem Tee und Salz, anfangs reichlich gewöhnungsbedürftig. Mietzi trinkt ihren tapfer aus, damit sie ihn weg hat, sofort wird wieder randvoll nachgegossen, so will es die Gastfreundschaft. Sie blickt mich verzweifelt an, ja sicher werde ich die Tasse für sie leeren, langsam gewöhne ich mich an den Geschmack, der eher an salzige Fleischbrühe mit ranziger Butter, denn an Tee erinnert. Heute bin ich ein Fan von Buttertee. Die Hauptnahrung in Tibet ist Tsampa, gemahlene geröstete Gerste, mit Buttertee, Milch oder Joghurt zu kleinen Kugeln geformt und gegessen, sehr nahrhaft. Ein Traktor mit einem Hänger voller Müll fährt auf die hohe Brücke über dem Fluss, gespannt beobachten wir, wie der Fahrer die ganze Ladung hinunter in den Fluss schaufelt, weg ist es.

Von hier sind es 90 km hoch zum Lalung Pass in 5050 m Höhe, wir genießen den herrlichen Rundblick, der Mount Everest und die vier anderen von hier aus sichtbaren weit entfernten Achttausender sind allerdings von Wolken verhüllt. Weiter geht die Fahrt über die weiten kahlen tibetischen Hochebenen. Von Gutsuo nach Tingri sehen wir viele Tiere in der Landschaft weiden. Auch siedeln hier oben viele Nomaden in ihren schwarzen Yakhaarzelten, sie züchten Yaks, Ziegen und Schafe und ziehen im Hochland von Weide zu Weide. Unser Jeep ist meist der letzte, da wir unterwegs viele Stops zum Fotografieren einlegen, was unser freundlicher Fahrer Ocho ganz gelassen sieht, er hat einige Kassetten mit tibetischer Musik dabei, die er immer wieder umdreht, zuletzt können wir alle Lieder auswendig. An einer Quelle koste ich das köstliche frische Nass, ohne Probleme.

15 Uhr 30 erreichen wir Tingri (4342 m), kommen unter im Amdo Guest House, einem niedrigen Häuserkomplex mit einfachen Zweibettzimmern. Im Ort wohnen viele Tibeter, meist arme Menschen, die vom Handel und von den Touristen leben. Wir setzen uns an die Straße vor ein Haus, kommen mit jungen Männern ins Gespräch, sie haben in ihre langen schwarzen Haare die traditionellen rotgefärbten Yakhaare eingeflochten. Sie befühlen Witz´s behaarte Arme und Beine, Tibeter sind an Armen und Beinen völlig haarlos, haben ihren Spaß daran. Wir machen nach einer Ruhepause noch einen kleinen gemeinsamen Rundgang durch Tingri zu einem Opfersteinhaufen mit Tierhörnern und Gebetsfahnen, die wir auch schon auf den Straßenpässen reichlich gesehen haben.

Abendessen in einem kleinen Restaurant, es gibt Suppe mit Gemüse und Fleisch, eine Festtafel ist gerichtet für eine festlich gekleidete Gruppe von Einheimischen, was werden sie wohl feiern? Nachts bekommen wir von der Höhe Kopfschmerzen und leichte Übelkeit, es wird neben dem zu schnellen Aufstieg mit den Jeeps auch das gestrige halbe Lhasa-Bier mit dran schuld sein. Tingri ist der Ausgangsort für die Expeditionen zur Besteigung des Mt. Everest vom Norden aus.

200 km - Fahrtzeit 8 Std.
 



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