28. 05. 2013   ...Von hier aus fahren wir auf einer nagelneuen einspurigen Asphaltstraße den Berg hinunter, einer Abkürzung nach Bhaktapur. Wir stoßen unten auf ca. 1750 m Höhe auf die normale Straße, ein offizielles Verkehrsschild weist uns den Weg nach Banepa. Vorsichtshalber erkundigen wir uns bei einem Einheimischen: alles ok, Straße frei.

Die „Straße“ entpuppt sich als ein schmaler Erdweg, der sich in Serpentinen durch Felder den Berg hinunterwindet. An einem großen Stein bleiben wir hängen, müssen kleinere Steine davorlegen, um drüber zu kommen. Vor einem Hausgrundstück dann das vorläufige Ende der Tour, die Piste ist quer aufgebaggert, hier sollen dicke Rohre verlegt werden. Unser Fahrer versucht, auf dem Erdweg zwischen den Feldern zu wenden, was ihm zentimeterweise nach vielem vor- und zurückfahren mit Mühe gelingt. Aber auf dem steilen Schotterweg bleibt der Jeep ab und zu stecken, der Fahrer nimmt immer neuen Anlauf nach oben, aber der Anfahrtsweg ist zu kurz, der Schwung reicht nicht aus und der Motor wird abgewürgt. Den heißen Motor und die Kupplung kann man riechen. Ich stelle fest, unser Tata Hiace „Jeep“ sieht zwar wie ein Jeep aus, ist aber kein richtiger Jeep, hat keine Untersetzung und der vor wenigen Tagen reparierte Turbolader ist auch wieder defekt. Irgendwann klappt es und er kann mit genügend Schwung die Serpentinen nach oben zur Hauptstraße zurückfahren.

Wir suchen denjenigen, der uns sagte, dass die „Straße“ nach Banepa in Odnung ist, doch er ist „verschwunden“. Wir fahren nun den längeren Weg. Nach einer Weile wieder eine Abzweigung, eine Schotterpiste soll laut Verkehrsschild nach Banepa führen. Diesmal nehmen wir die längere, aber sichere Asphaltstraße, gehen kein Risiko mehr ein. Schließlich tangieren wir die UNESCO-Weltkulturerbestätte und Königsstadt Bhaktapur, wo sich viele Touristengruppen in den engen Gassen tummeln, fahren daran vorbei auf die Hauptstraße nach Banepa bzw. Dhulikel.

In Dhulikel besuchen wir ein nobles, ruhig gelegenes Hotel „Lodge Resort“, das von unseren Kunden genutzt wird. Von der Restaurantterrasse hat man bei klarem Wetter herrlichen Ausblick auf die nördlichen Berge, ebenso haben alle Zimmer Bergblick. Wir genießen einen nepalesischen Tee: wenig Schwarztee mit Milch, Zucker und Tee-Massala zwei Minuten aufkochen, dann abseihen.

Weiter fahren wir auf der Straße, die uns bereits nach Okaldhunga brachte, Richtung Namo Buddha. Nach 20 Minuten biegt an der Hauptstraße im Dorf Kavre Bhanyang die schmale Schotterpiste nach Namo Buddha, dort halten wir an. Niru kennt hier einen guten Handwerker, einen Schmied, der sehr schöne Messer herstellt. Wir betreten den Hof eines kleinen Hauses, die ganze nette Familie ist anwesend und beschaut sich neugierig den weißen Mann, der Hausherr zeigt uns einige seiner Arbeiten. Wir kaufen ihm und seinen Nachbarn einige Messer und andere Schmuckstücke ab, die aus schwarzem Büffel- und beigem Ziegenhorn, Messing, Stahl und Aluminium gearbeitet sind.

20 km führt die Piste uns bis nach Namo Buddha, einem riesigen Klosterkomplex, auf einem Bergrücken gelegen. Unser Jeep wird vor dem Tor abgestellt, wir nehmen unser Gepäck und betreten das Kloster. Es ist nach tibetischer Art errichtet und sehr reich verziert und geschmückt.

Namo Buddha oder Thrangu Tashi Yangtse liegt ca. 40 km entfernt vom Herzen der Stadt Kathmandu. Es befindet sich im Distrikt Kavre im Südosten des Tales. Das Kloster wurde 1978 vom Thrangu Rinpoche gegründet, 2008 offiziell eröffnet und beherbergt über 250 Mönche. Die Shree Mangal Schule für junge Mönche ist ein Teil der Klosteranlage. Die Legende erzählt, dass hier der spätere Bodhisattva des Gottes Buddha sein Leben und seinen Körper hingab an eine hungrige Tigerin und ihre fünf Jungen. Diese Geschichte ist berühmt und wird in Bildern dargestellt, und daher ist Namo Buddha oder Namobuddha ein besonders an Feiertagen viel besuchter Pilgerort.
Wir durchlaufen den gesamten Komplex nach oben bis zum Ende des Hügels. Hier ist ein kleiner Berg mit einem hohen Fahnenmast und hunderten langen Gebetsfahnen-ketten, die sich von seiner Spitze nach allen Richtungen hinabziehen. Die Aussicht von hier ist fantastisch, die Sicht klar, die grünen Berge gut zu sehen, nur die fernen weißen Himalayaberge sind in dicken Wolken verborgen.

Direkt davor ist eine kleine Gastwirtschaft aus Bambus, sowie eine Bambushütte mit zwei separaten Gästezimmern. Wir haben Glück, die Zimmer sind noch zu haben, so richten wir uns hier luftig ein. Wir können davor sitzen und Essen und trinken wird uns vom sehr freundlichen jungen Barkeeper zubereitet. Es gibt auch eine Toilette und einen Duschraum mit fließend kaltem Wasser. Mittags kommt erst einmal eine schwarze Gewitterfront auf uns zu, die wir aber im offenen Bambus-Gastraum gut überstehen.

Wir laufen durch den Wald nach unten zum kleinen alten Originaltempel, an die Stelle, wo der Bodhisattva seinen Arm an die Tiger verfütterte. Auch einige Wohnhäuser sind drumherum gebaut. Wieder im neuen Kloster oben besichtigen wir alles, einige Mönchsklassen sind fleißig beim Lernen.

Wir unterhalten uns mit einer durchgeknallten russischen Künstlerin aus Moskau, die angeblich hier im Kloster wohnt, um zu meditieren. Sie raucht unablässig Haschisch, modelliert aus Lehm eine kleine, allerdings lebensecht aussehende Büste von einem Gaststättenhelfer und redet völlig konfuses Zeug.

Nachmittags überrascht uns das zweite Gewitter mit heftigen Regenschauern.


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