09.02.2010 ... 10 Uhr sollte es los gehen, nach ½ 11 warten wir immer noch auf irgend jemanden. Einige Fahrgäste, die bei uns keinen Platz mehr finden, haben Glück und werden in einen Minibus verfrachtet. Endlich fahren wir ab. Die Strecke heute zwischen Vang Vieng und Luang Prabang soll die landschaftlich schönste Strecke des Landes sein, was ich bestätigen kann. Grüner dichter Dschungel zieht an unseren Fenstern vorüber. Die Straße zieht sich in wirklich endlosen Schleifen und Serpentinen bergauf bergab durch eine herrliche grüne Berglandschaft. Bizarre steile Berge ragen aus dem Grün in den Himmel. Hier müsste man einmal mit dem Rad entlang fahren. Das haben sich einige Rad-Puristen sicher auch gedacht, denn wir sehen ab und zu einzelne Radler mit Gepäcktaschen, die sich die Serpentinen im großen Gang hochquälen. Zahllose Yao- und Hmong-Dörfer liegen am Straßenrand, in kleinen Kneipchen und Lädchen werden verschiedene Dinge angeboten. Ab und zu laden Guesthouses zur Übernachtung ein. Neben einigen der Holz- und Bambuswohnhütten stehen riesige Satellitenschüsseln aus Drahtgittern. Elektrizität gibt es mittlerweile in jedem Haushalt an den Hauptstraßen. Auf den glatten Asphaltstraßen sind viele Schulkinder in ihren Uniformen zu sehen, entweder zu Fuß oder per Rad unterwegs. Die vielen Kinder in den Dörfern am Straßenrand leben ziemlich gefährlich, da sie beim Spielen schon mal auf die Fahrbahn geraten können. Die Haustiere leben sowieso gefährlich hier und landen meist in jungen Jahren hinweggemäht durch den Schnitter Pneu flachgepresst in Kochtopf und Bratpfanne. Unsere flachen Freunde. Es gibt zwar Schilder vor den Dörfern mit Geschwindigkeistbegrenzung auf 50 km/h, es hält sich aber keine Sau, geschweige denn ein Fahrer daran.

Nach ca. 60 km, kurz vor Kasi enden die Karstberge, die Landschaft wird flacher. In einer großen Gaststätte wird hier eine Rast eingelegt. Das Buspersonal bekommt ihr Essen gratis. Nach Kasi beginnt wieder die Karstlandschaft, die uns an Laos so ungemein reizt. Der Bus fährt jetzt immer bergauf über hohe Pässe, quält sich um endlos viele Kurven herum, meistens hupt der Fahrer vor diesen unübersichtlichen Kurven. Die Straßen sind zwar zweispurig, in den engen Kurven können aber zwei Busse oder LKW nicht aneinander vorbeifahren. Das Hupen nützt nicht immer etwas, da hier allgemein sehr rücksichtslos gefahren wird. Einige Male schrammen wir knapp an einem Unfall vorbei. Schließlich das Unvermeidliche. In einer engen Kurve kurz vor Phou Khoun treffen sich zwei riesige Busse, sind zu schnell, bremsen nicht rechtzeitig, wir sind zum Glück an der Bergseite. Der uns entgegenkommende Fahrer verreißt das Lenkrad, um nicht mit unserem Bus zusammenzustoßen, der gewaltige Koloss kracht lautstark auf die breite Schutzkante aus mit einem Stahlnetz zusammengehaltenen Steinen, kommt direkt über einem Abhang schwankend zum Stehen. Uns rast das Herz und zittern die Knie. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, die meisten der Passagiere haben es gar nicht gesehen oder bemerkt. Die Busfahrer und viele Neugierige steigen aus, um den Schaden zu besehen. Hinter uns stauen sich weitere Fahrzeuge. Als ich gerade überlege, wie alle Fahrgäste des hohen VIP-Busses aus Luang Prabang nach Vientiane kommen wollen, gelingt es dessen Fahrer, den schweren Koloss wieder von dem Steinwall herunterzufahren. Alle steigen ein und weiter geht die Hatz. Alle sind mit dem Schrecken davongekommen.

Kurz darauf pausieren wir an dem Aussichtspunkt Phou Khoun. Soweit das Auge reicht, grüne Karstberge in allen Größen und Höhen. Manche sehen aus wie ein Finger oder eine Hand. Viele gerodete brachliegende Flächen sehen wir, aber auch mit neuen Bäumen aufgeforstete Bereiche. 14 Uhr erreichen wir die Straßenkreuzung nach Phonsavan, 131 km von hier liegt die berühmte Ebene der Tonkrüge, die wir eigentlich besuchen wollten. Aufgrund der langwierigen Busfahrten müssen wir diese Etappe in unserem knapp bemessenen Reiseplan leider fallen lassen. Es hätte uns weitere zwei Tage gekostet.

Es ist 14 Uhr, 100 km sind geschafft, in 4 von 5 veranschlagten Std. 127 km liegen noch vor uns, somit sind diese 5 Std. auf keinen Fall auch nur annähernd zu schaffen. Weiter geht die Berg- und Talfahrt auf der kurvenreichen Strecke, die dem Fahrer alles abverlangt. Endlich erreichen wir nach 8 Std. Fahrt mit drei Pausen und der Zwangspause gegen 17 Uhr 30 die alte Haupt- und Königsstadt Luang Prabang. Wir werden wieder von einem freundlichen Schlepper angesprochen, Lang ist Englisch-Student, möchte Englischlehrer werden, ist 23 Jahre alt und verdient sich als Mädchen für Alles in seinem kleinen Hotel ein bischen Geld dazu.

Er bringt uns mittels Tuk-Tuk zu einem ruhigen, liebevoll eingerichteten Haus namens Sisombath oder Vannasone Guest House, neben dem Kloster Vat Manorom gelegen, im Erdgeschoss sind noch zwei schöne Zimmer mit Bad für uns frei. Hinterher beichtet mir Lang, dass er auf der uns gezeigten Karte den Standort etwas mehr im Zentrum eingemalt hatte. Mietzi legt sich leichenblass gleich ins Bett, die Arme ist seekrank beim heutigen Busfahren geworden. Abends sitze ich mit Witz und Carmen am Mekongufer, wir sind von unserer Unterkunft noch einmal in die City gelaufen, um etwas Bewegung in unsere erstarrten Körper zu bekommen. Vor uns liegen die verschiedenen Langboote im Mekongwasser. Wir verspeisen an einer Garküche gebratenen Reis mit Huhn, für Mietzi lasse ich eine Portion einpacken. Nach unserer Rückkehr macht sie sich mit gutem Appetit darüber her.

 



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