28.09.2009 ... Jetzt darf er den Großraum Leh mit uns verlassen. Die breite doppelspurige Straße führt jetzt vom Fluss weg nach rechts, wir durchfahren eine Wüste mit einigen grünen Oasen, Häusern und Stupas. Kurz vor Nimo kennt unser Fahrer eine Abkürzung durch ein schmales Felsental, wir kommen direkt im Ort wieder auf die Hauptstraße rechts des Flusses Indus. Vor uns auf der Straße sitzen zwei Arbeiter und meißeln schräge Schlitze in den glatten neuen Straßenbelag, warum auch immer. Wir passieren das lange grüne Tal von Basgo mit seiner Burg und einer kleinen Berg-Gompa. Seit dem 11. Jahrhundert führten die westladhakischen Könige von dieser mächtigen Burg aus ihre Feldzüge gegen rivalisierende Kleinfürsten. Oberhalb des Ortes windet sich die Straße nach oben, wir lassen das Likir-Kloster erst einmal rechts liegen. Im Zick-Zack geht es auf der breiten Asphaltpiste nach unten in den Ort Saspol, Felder mit Steinmauern und viele Aprikosen- und Äpfelbäume sind darin zu sehen. Oberhalb gibt es berühmte Höhlen.

Auch Alchi lassen wir zunächst links liegen, wenden uns in einer Indusschleife, in der am anderen Ufer Mangyu mit seinem Kloster liegt, im Dorf Uleytokpo (3150 m) nach rechts in die Berge. Hier soll das relativ junge, vor 170 Jahren erbaute Kloster Rizong liegen. Es geht am linken Hang 7 km auf einer dünnen anfangs neuen Straße in einem schmalen Tal allmählich bergauf, später wird eine Schotterpiste daraus. Unten im Tal neben dem Bach sehen wir Überreste der alten Straße. Nach einer Weile verbreitert sich das Tal, es beginnt ein grüner Flecken Erde, auf dem große alte Bäume wachsen. Hier liegt das Nonnenkloster, das wir auf unserer Rückfahrt besichtigen werden. Kurz danach wieder die Felsenpiste, die sich in Serpentinen hochwindet. Nach einer Kurve kommt das Rizong Bergkloster zum Vorschein, es schmiegt sich auf ca. 4000 m Höhe eng in einen Talkessel. Unten befindet sich eine Klosterschule. Wir werden von einem der 42 Mönche empfangen und in den Gebetstempel geführt. Wir erfahren, das die Dschangtschub-Gompa das Kloster mit den strengsten Regeln in Ladakh ist. Die Mönche bekommen zwei Mahlzeiten am Tag, früh eine Nudelsuppe und mittags Tsampa, dürfen weder Fleisch, Eier, Zwiebeln essen oder gar Alkohol trinken oder rauchen. Nach 12 Uhr bis zum nächsten Morgen ist Fasten angesagt. Außerdem dürfen die Mönche keinen persönlichen Besitz außer Kleidung und Bücher in ihren Zellen haben. Beim freundlichen Koch in der Klosterküche bekommen wir Buttertee und Milchtee und Kekse angeboten. Männer dürfen hier übernachten, während die Frauen unten zu den Nonnen müssen. Oder man campt auf einem kleinen Zeltplatz im Bachtal.

Den Rückweg zum Chulichan Chomoling Nonnenkloster hinunter laufe ich auf einem Pfad im trockenen Bachtal zu Fuß, während Mietzi sich im Auto außen herum nach unten fahren lässt. Es ist gerade Mittagszeit 12 Uhr, wir besuchen den kleinen Gebetsraum der 30 Nonnen. Drei von ihnen stehen mit ihrer Äbtissin am Auto, unser Fahrer fragt uns, ob sie mit uns nach unten fahren dürfen, sie dürfen. Gleich eine gute Gelegenheit, die drei ca. 15 Jahre jungen hübschen Nonnen abzulichten. Wir befinden uns jetzt auf der Rückfahrt. In Saspol überfahren wir eine Indusbrücke, müssen auf der Zufahrtsstraße vor einer Straßenbaustelle jeweils warten, weil hier Sprengungen vorgenommen werden.

Alchi liegt nicht weit vom Industal entfernt hinter einem Hügel. Viele weiße Chörten flankieren den Weg. Zuerst sehen wir zwischen Wohnhäusern einen großen alten zweiteiligen Königspalast, der aber leer ist, langsam verfällt und auch nicht restauriert wird. Genau davor wurde ein hohes Gästehaus hingesetzt, das den Ausblick auf den Palast völlig versperrt und verschandelt. Auf dem Parkplatz wird unser Auto abgestellt. Wir laufen durch schmale Gassen vorbei an Antiquitätenständen und Restaurants zwischen hohen Mauern entlang zur 1000 Jahre alten Tempelanlage, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde und etwas versteckt zwischen den Häusern und Feldern liegt. Da von 13 bis 14 Uhr gerade Mittagspause ist, setzen wir uns in ein Gartenrestaurant zum Mittagessen. Drei Mönche aus Likir wohnen hier und führen die Touristen durch die Anlage. Wir bestaunen die Holzkonstruktion der jahrhundertealten Bauten, die Tempel, Stupas, Holzschnitzereien, Fresken, die feingemalten alten Wandgemälde aus der Kultur des Königreiches von Kaschmir, Statuen, Skulpturen, Buddhas und Miniaturen aus der Zeit des tibetischen Reformators Rinchen Zangpo 958-1055, der im West-Himalaya insgesamt 108 Tempel bauen ließ. Unterwegs kommen uns zwei ca. 50-jährige Damen mit schweren Rucksäcken auf der Straße entgegen, die auf dem Weg nach Alchi sind.

Auf dem Rückweg nach Likir überholt unser Fahrer problemlos etliche Armee-Lastwagen auf den breiten Asphalt-Serpentinen, die sich nach oben ziehen. Links von der Straße liegt das verborgene grüne Tal zum Likir-Kloster. Wir fahren durch den langgezogenen Ort erst komplett in weiten Kurven um die auf einem Hügel thronenden weißleuchtenden, ineinander verschachtelten Gebäude des Klosters herum, ehe wir uns die restlichen Meter bis zum Vorplatz auf 3800 m hinaufschrauben. Von weitem leuchtet uns der oft auf Ansichtskarten, nie in Natura  gesehene, lange gesuchte ca. 13 m hohe goldene Maitreya-Buddha entgegen. 1065 ist das heute zu den Gelbmützen gehörende, von ca. 100 Mönchen bewohnte Kloster gegründet worden. Wir besuchen neben der Versammlungshalle noch weitere Tempel und die zum Museum umfunktionierte Abtswohnung. Es ist spät gworden, 16 Uhr 30 fahren wir nach Leh zurück.

Am Zusammenfluß von Indus und Zanskar, der wesentlich mehr Wasser als dieser führt, blicken wir verträumt Richtung Zanskar hinauf, hier liegt in 30 km Entfernung das Dörfchen Chiling, in dem Goldschmiede ihr Handwerk ausüben. Den dortigen Besuch müssen wir auch auf ein nächstes Mal verschieben. Wir kommen zu einem Magnetic Hill, das ist ein Ort, wo das umliegende Land die optische Illusion erzeugt, dass es leicht bergauf geht, obwohl es nach unten geht. Ein Auto ohne eingelegten Gang scheint darum von allein bergauf zu rollen.  Kurz vor Leh leuchten in der Abendsonne auf der rechten Seite die weißen Gipfel der Stok Khangri Range. Abends gehen wir alle nochmal in unser Stammlokal Summer Harvest Abschiedsessen. Lully, Mausi, Frank, Anja und Andreas fliegen morgen früh nach Delhi, wir folgen einen Tag später, weil wir keinen gemeinsamen Flug  bekommen haben.
 



Zurück