23.09.2009 ...Der Abt Nawang Riktsin Jora ist gerade einmal 23 Jahre alt, vielleicht der Grund für die ungezwungene Atmosphäre des Klosters. Wir besichtigen in den Gebetssälen neue Wandmalereien, alte Thankas und schöne Holzmasken. Oberhalb des Klosters umrunden wir in Uhrzeigerrichtung die langen hohen Mani-Mauern, auf denen viele bunte mit heiligen Sprüchen versehene gravierte Steine liegen. Eine Ansammlung großer weißer Stupas rundet das ganze heilige Flair ab. 12 Uhr Abfahrt von Korzok. Zwei Mönche und drei einheimische kichernde junge Frauen möchten mitfahren, diese drei haben aber eine frühere Fahrgelegenheit genutzt und die Mönche wollen jetzt doch lieber hierbleiben. So war das Engagement Lullys und Anjas Frust deswegen umsonst.

Wir fahren dieselbe Strecke zurück über den Namshang La Pass, an der Baustelle warten wir eine Weile, bis die Arbeiter uns ein Zeichen zum Weiterfahren geben. Für sie ist es beschwerlich, in dieser Höhe, in der extrem trockenen dünnen Luft, in Staub und Kälte zu arbeiten und zu wohnen, für einen karg bemessenen Lohn. Der aber immer noch besser als gar kein Geld ist. Die meisten der Arbeiter sind Nepalesen, die ohne Visum und ohne Zeitbegrenzung hier leben und arbeiten können. Viele Inder aus nahe gelegenen Gebieten, meist aus dem Unionsstaat Bihar sind ebenfalls an den Straßen verpflichtet. Es sind viele Frauen darunter, die dabei meist die schwersten Arbeiten verrichten müssen. Sie alle wohnen in dünnen Plastikzelten, müssen sich selbst verpflegen und versorgen.

14 Uhr 15 gelangen wir an die Kreuzung in Sumdo, fahren jetzt rechts weiter Richtung Indus in einem engen felsigen Bachtal, bestanden von kleinen Bäumchen mit bereits sich rötlich verfärbenden feingliedrigen zarten Blättern. Schön endlich mal wieder Grün und Bäume zu Gesicht zu bekommen. 30 Minuten später erreichen wir die Mahe-Brücke (4267 m) über den hier schon reichlich Wasser führenden, aber noch relativ schmalen Indus. Vom Tsomoriri-See bis hier waren es 60 km. Am Polizeiposten werden unsere Daten notiert. Auf Lullys höfliche Anfrage, ob wir noch einige Kilometer nach rechts das Indus-Tal aufwärts bis zum Ort Mahe fahren dürfen, erhalten wir eine strikte deutliche Absage: Restricted Area, Sperrgebiet, keine Touristen, keine Ausnahmen. Auch die Brücke darf nicht abgelichtet werden. Im nahen Teastall eine kurze Esspause, danach fahren wir auf der rechten Indus-Talseite flussabwärts ca. 20 km nach Chumathang. Es folgen schöne Talabschnitte, enge und weite Passagen, die Asphaltstraße schmiegt sich an den Hang. In einer weiten Flussschleife sind auf dem flachen Ufer viele Schützengräben und Verteidigungsstellungen ausgebaut worden. Laufend kommen uns Militärfahrzeuge entgegen, auch ein mit lebenden Hühnern in Käfigen vollgestopfter LKW ist dabei. Kein Wunder, dass wir kein Huhn in den Gaststätten bekommen, wenn die Armee alle Broiler selbst vertilgt. Teilweise verengt sich jetzt das Tal auf 100 m Breite und der Fluss auf ca. 10 m.

Chumathang (4250 m) ist weithin berühmt wegen seiner heißen Schwefelquellen. Wir erreichen das Gelände unserer leider etwas heruntergekommenen Unterkunft “Hot Spring Resort & Restaurant“. Unsere Zimmer werden von den Frauen des Resorts sauber gemacht, die Betten frisch bezogen. Sie waren auf keine Gäste diesen Herbst mehr eingerichtet. Jedes Zimmer hat ein angeschlossenes Badezimmer, meist mit einer Badewanne, wo man im Sommer heißes Heilwasser aus einem Hochbehälter einfüllen kann. Hier am Fluss sprudeln kleine heiße Geysir-Quellen, steigt Dampf auf, es riecht nach Schwefel. An den Stellen, wo das heiße Wasser in den Indus fließt, kann man baden, das Wasser ist hier ca. 20 Grad warm. Man braucht nur einige Steine wegzurollen und hat im Fluss eine schöne Badewanne. Überall am diesseitigen Ufer gibt es kleine Teiche, aus denen das heiße Wasser dampft. Ich spreche mit einem ladakhischen Lehrer aus Stok bei Leh, der zur Kur hier weilt. Die Patienten nehmen das Wasser für äußere und innere Anwendungen, es wird also auch getrunken. Er sagt, dass das Gelände im Sommer mehr in Schuss ist und dann auch alle Kur-Badehäuser geöffnet sind, währenddem jetzt nur noch das winzige Häuschen für die Einheimischen offen ist. Hier kann jeder baden, man bringt sich ein großes Tuch mit zum Verhängen der Türöffnung. In beiden Baderäumen drinnen läuft heißes Wasser aus einem Schlauch. Man kann sich in ein Badebecken setzen, den Abfluss mit einem Lappen verstopfen und hat eine schöne heiße Badewanne. Zum Wasserübergießen sollte man ein kleines Gefäß mitbringen. Eine Kerze schafft eine heimelige Atmosphäre. Einige von uns nutzen die Gelegenheit zu einer gründlichen heißen Waschung, ein echter Genuss.

In der Gaststätte oberhalb unserer Unterkunft spreche ich mit der Lehrerin und einer Krankenschwester, auch sie bestätigen, dass es im Sommer hier voll mit Heilung suchenden Menschen ist. In Chumathang leben ca. 60 Familien und 15 Mönche. Ein in der Nähe wohnender Hotelbesitzer meint es gut, als er unsere Abendessenbestellung 6x Tomatensuppe, 7x Alu Gobi und 1x eine Portion Reis aufnimmt. Er hilft am Anfang in der Küche bei der Zubereitung. Kurz darauf fährt er nach Hause. Die Suppe ist schonmal schmackhaft, wenn auch eine frische Gemüsesuppe, Tomaten hätte es nur im Maggi-Kochbeutel gegeben. Nach den zwar nicht bestellten, aber hier zu jedem Hauptgericht gehörenden Chapatis bringt die Wirtin dreimal Dal-Rice auf den Tisch. Jetzt rastet Mausi lautstark aus, sehr zum Vergnügen aller anderen einheimischen Gäste sagt sie der Chefin, dass wir ja keine Elefanten wären: „We are not elefants“ und nur Alu Gobi, eine Schüssel Reis und die Suppe bestellt hätten. Die Frau guckt etwas verdattert, lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Wir bekommen dann unser leckeres Alu Gobi. Zum Verdauen auf den Schreck trinken wir einen Old Monk-Rum mit Cola.

 



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