14. 10. 2010 Die baumlosen braunen Geröllhänge und die großen steilen Felswände sind weit hinter uns zurück geblieben. Wir sind wieder in der Region der Brennesseln und übermannshohen Marihuana-Büsche angelangt. Das Tal nennt sich jetzt Suli Khola. Uns kommen schon relativ modern gekleidete Nepalesen entgegen. Nach einer kurzen Pause erreichen wir auf der linken Flussseite den tibetisch gebauten Ort Raktang (2260 m) mit Unterkünften und Restaurants. In Sulighat (2282 m) erreichen wir den ersten geöffneten Checkpoint der nepalesischen Regierung im Shey Phoksundo National Park (SPNP). Wir bekommen von einem freundlichen Beamten in Zivil Stühle hingestellt und hier werden das erste Mal unsere drei Permits in ein dickes Buch eingetragen. Im Nachbargrundstück nehmen wir unser Lunch ein. Es ist sehr heiß, die Füße glühen und freuen sich, dass sie zur Mittagspause aus ihren engen, mehr oder wenig wohlriechenden Leder-Gehäusen raus an die frische Luft dürfen. Sulighat liegt direkt vor dem Haupttal des breiten Thuli Bheri River, der sich vor uns mit dem Abfluss des Phoksundo Sees vereinigt. Wir erreichen ein stacheldrahtumgrenztes Militärgelände auf beiden Flussseiten, überqueren unseren Suli Fluss erst nach rechts und danach die 99 m lange Bhim Hängebrücke über den Bheri wieder nach links. Unser Kreis schließt sich hier, wir haben den breiten Weg erreicht, den wir auf dem Hinweg schon einmal Richtung Dunai gelaufen sind. Ein wahnsinnig gutes Gefühl durchströmt mich. Geradeaus geht es auf dem staubigen Fahrweg, nach einer Weile dürfen wir den steilen schmalen Aufstieg 400 Höhenmeter durch die Felder hoch nach Juphal und zu unserem Flugplatz nicht verpassen, nicht wahr Anke, Kerstin und Robert.


Wir kommen durch den großen Ort Juphal unterhalb des Flugplatzes, viele Häuser schmiegen sich hier dicht an dicht. Dann noch vorbei an den oberen Feldern, bis wir die Häuser unmittelbar unterhalb der Flugpiste erreichen. Ich erkenne das blaue Holzrondell unseres Hotels, höre und sehe unsere nepalesischen Freunde, mir läuft es den Rücken runter und ich könnte jubeln vor Glück. Wir fallen uns um den Hals. Endlich geschafft unseren Treck. Endlich ausruhen. Nicht mehr jeden Tag laufen müssen. Irgendwann richtig duschen. Unsere Zelte sind heute das letzte Mal im Hof des Mount Putha Hotels aufgebaut.


Bevor wir unser Abschiedsessen serviert bekommen, gibt es noch eine unschöne Sache zu klären. Der aalglatte arrogante unsympathische Hotelbesitzer kommt mit dem Sicherheitschef der Air Kasthamandap zu mir: wenn wir morgen beim ersten, um einen Tag vorgezogenen Flug unsere 7 Plätze haben wollen, sollen wir pro Person 130 US$ berappen, Phadindra und Dipak die Hälfte. Was bleibt uns übrig? Wenn wir fliegen wollen, müssen wir das Schmiergeld bezahlen. Immerhin hatten wir ja von Kathmandu aus für den 16.10., nicht für morgen den 15.10. gebucht. Also übergebe ich ihm freundlich, aber innerlich kochend insgesamt 555 Euro für uns Touristen. Er stellt mir sogar eine Quittung dafür aus. Wir legen das Geld aus und bekommen es in Kathmandu von Niru wieder, was er eigentlich nicht machen müsste. Die Expedition hat Glück und braucht kein Extrageld zu bezahlen. Beim Abflug am nächsten Tag fragt der Hotelier mich zuletzt noch rotzfrech, ob ich ein Taschenmesser für ihn hätte. Ich muss mich zusammenreißen, ihm nicht an die Gurgel zu springen. Teuchi, immer lächeln, OM.


Aber dann gibt es heute Abend unser Abschiedsdinner vom Feinsten. Wir laden unseren unglücklichen Mulemann Dal Bahadur und seine inzwischen hier eingetroffene hübsche scheue Frau ein, unsere Gäste zu sein, gemeinsam sitzen wir im Pavillon und dinnieren. Dipak hat für uns noch einmal Ziegenfleisch gekauft, dass er gut durchgebraten mit dicker brauner Soße und mit Reis und Gemüse zubereitet hat. Danach noch die obligatorische leckere Abschieds-Schokotorte mit Schrift aus Eischnee, von Phadindra eigenhändig geschlagen: “Happy Nice Upper Dolpo Trek 2010“. Anschließend sitzen unsere nepalesischen Begleiter mit uns zusammen, ich bestelle auf unsere Rechnung für alle Rakshi und Cola. Wir stoßen an und feiern die gelungene Dolpo-Trekkingtour mit vielen “Kusi Kusi“, “Ramro“ und “Liu“. Kusi heißt glücklich, Ramro gut und Liu Prost. Durch das Unglück mit den beiden Mules ist die Stimmung etwas gedämpft. Kein Gesang heute. Ich übergebe allen die mit ihren Namen versehenen Briefumschläge, sie enthalten jeweils 3.000 Rupees, das Trinkgeld für die schwere geleistete Arbeit für uns. Dal Bahadur bekommt von uns 3.000 Rupees Trinkgeld und 10.000 Rupees für seine verlorenen Tiere. Auch Uwes Stirnlampe, Handtücher und Schuhe bekommt er. Ein Tropfen auf den heißen Stein, Niru zahlt ihm kulanterweise auch noch einmal 10.000 Rupees. Gegen 22 Uhr macht er sich mit seiner Frau in der stockdunklen Nacht auf den Heimweg in das kleine Dorf Durgaum 1000 m oberhalb von Juphal. Wir verabschieden uns herzlich von ihm, versprechen, ihn bei weiteren Dolpo-Touren mit unserer Agentur stets als ersten zu benachrichtigen.

+ 715 / - 875 m in 8:00 Std. (2,5 Std. Pause)
 



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