05. 10. 2010 Hier müssen wir den relativ wenig Wasser führenden Fluss durchwaten auf die linke Seite. Eine kleine Holzbrücke bringt uns später wieder ans rechte Ufer. Der gut instandgehaltene Weg führt unterhalb von malerischen gelben Steinsandformationen und roten Büschen entlang. Wir kommen zu einem mauerumgrenzten Dorf mit einigen grünen Gerste- und vertrockneten Kartoffelfeldern, schönen Steingärten und einem einsamen hohen grünen Baum. Hier machen wir unsere Lunchpause. Phadindra und ein Küchenhelfer bauen derweil für uns eine Holzbrücke über den Fluss um, die Brücke wird nicht mehr an ihrem Standort gebraucht, da der Fluss sein Bett verändert hat. Es geht links in Kehren den Hang hoch zu einem schönen Panoramaweg ca. 100 m über dem Tal. Von hier herrliche Aussicht auf die Felsen und Seitentäler, sowie die hohen Berge in Tibet. Der Weg wird breiter, es folgen Terrassenfelder, Mani-Mauern, viele Chörten.

Am anderen Ufer rechts ein in die Felsen gebautes Bergkloster. Das ist der malerische  Ort Rakyo (4160 m). Im Ort sehen wir mit der Ernte beschäftigte Tibeter, einige Männer bauen ein Haus, die Kinder bekommen Bonbons und Stifte von Robert und Kerstin. Ab hier wird der Panoramaweg breiter. Im nächsten Ort durchlaufen wir eine weißgekalkte, mit rötlichen Punkten und Streifen versehene Tor-Chörten, ich sitze ergriffen davor, bin gerührt und kämpfe mit den Tränen, alles erinnert stark an Tibet und Mustang. Es ist der Ort Namdo oder Chagaon oder Sibu (4100 m).

Wir zelten oberhalb der Primary School auf einem Stück abgeerntetem Maisfeld. Hier gibt es 62 tibetische Schüler und 6 tibetische Lehrer, die bis Ende Oktober hier bleiben, dann ein halbes Jahr in den tibetischen Stadtteil Boudhanath nach Kathmandu zurückkehren. Das heißt 6 Monate Ferien für die Kinder, nun, sie werden sich freuen. Allerdings dürfte der lange harte Winter hier oben auch nicht von Pappe sein. Es gibt die Klassenstufen 1 bis 5, in den nepalesisch und tibetisch gelehrt wird, sowie die Klasse 6, die extra noch Englisch unterrichtet bekommt. Der bereits hier in Nepal geborene tibetische Hauptlehrer und dessen Frau, ebenfalls Lehrerin, deren beider Eltern aus Tibet emigriert sind, laden uns in ihre praktisch eingerichtete spartanische Einraumwohnung im Schulgebäude ein. Er zeigt und erklärt uns ein naturkundliches Phänomen und mit Abstand die größte Einnahmequelle der Tibeter. Den tibetischen Raupenpilz Yartsa Gunbu (*3). Er hat einige große dunkelbraune Exemplare da. Auch einer unserer nepalesischen Küchenhelfer zeigt uns davon welche.

Mit Robert besichtige ich eine ehemalige Gompa auf der anderen Flussseite, die jetzt aber privat bewohnt wird. Da keiner zu Hause ist, forschen wir ein bischen herum, entdecken in einem kleinen dunklen Raum eine riesige abgewetzte steinalte Gebetstrommel, die man an einem Strick drehen kann. Oberhalb der Gompa klettern wir noch ein bisschen in den Felsen herum. Inzwischen ist das Abendessen fast fertig, wir werden in die Küche der Lehrer eingeladen, am mit Holz und Yakdung gefütterten heißen eisernen Ofen Platz zu nehmen, bekommen Tee gereicht. Wohlige Wärme durchströmt unsere ausgekühlten Leiber. Es leben auch einige von den Lehrern betreute Waisen- oder Internatskinder hier, die sich um uns drängen. Da sie Englisch lernen, frage ich ein junges Mädchen der 6. Klasse etwas in englisch, es ist aber sehr schüchtern und getraut sich nicht zu antworten. Dann werden wir zum heißen Abendessen gerufen ins kalte Speisezelt.

+ 285 / - 655 m in 7:40 Std. (2 Std. Pause)
 



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