02. 10. 2010 Bald bemerken wir, dass ein Yak eines unserer nagelneuen roten Zelte an einer Naht von oben bis unten aufgeschlitzt hat, weil deren Bewohner die als Wäscheleine umfunktionierten Schnüre zwischen den Zelten nachts nicht entfernt haben. Und ein Yak lässt sich durch solchen Pillepalle wie eine Zeltschnur natürlich nicht in seinem einmal gewählten Weg aufhalten. Nun ist guter Rat teuer. In Dho gibt es keine Nähmaschine und keinen Schneider. Sanga setzt sich mit dem Zelt hin und beginnt Stich für Stich die Bahnen wieder zusammenzunähen. Ich bitte unsere „Expeditionsschneiderin“ Jana, ihm die Arbeit abzunehmen, sie setzt sich zu der Sysyphusarbeit hin, braucht einige Stunden, um das Zelt wieder zusammenzunähen. Dann kommt noch gewebeverstärktes Klebeband darüber. Die Improvisation hält bis zum letzten Tag vom feinsten. Danke Jana. In der Höhe hat mich ein leichter Schnupfen erwischt, ebenso eine höhenbedingte leichte Übelkeit im Magen, die sich erst nach einigen Tagen richtig legt. Einige Paracetamol lindern die Beschwerden. Mit Kopfschmerzen werde ich auf dieser Reise glücklicherweise verschont, was ich bei meinen anderen Nepal-Trekkingtouren nicht immer behaupten konnte. Auch Lippenherpes ist in dieser Höhe bei einigen von uns problematisch. Alles heilt hier oben nur sehr langsam ab.

Nach dem Frühstück wollen die Trekker nach einem kurzen Klosterbesuch den nahen niedrig erscheinenden Hügel mit den Gebetsfahnen über dem Kloster besteigen. Nach 200 Höhenmetern Aufstieg kehren wir um, nur Uwe zieht unbeirrt seine Bahn hinauf, der niedrige Hügel ist 600 m höher als unser Camp. Wir aber genießen die Aussicht auf Dho Tarap und das herrliche Tal, dann steigen wir seitlich hinab, um dem Dorf einen Besuch abzustatten. Einige arbeitende Frauen erwarten uns schon, sie dreschen Gerste, binden dann die leeren Halme zu Garben zum Trocknen zusammen. Sie wollen fotografiert werden, um sich dann ihre Bilder auf dem Display der Kameras anzusehen. Kein Problem. Wir besuchen ein Hotel mit einem Laden, trinken reichlich Buttertee, der immer auf dem eisernen Herd in der Raummitte warmgehalten wird. Werden dazu von der freundlichen Hausfrau eingeladen ohne ihn bezahlen zu müssen. Das ist in den meisten Gegenden Nepals mit vielen Touristen schon lange nicht mehr Brauch. Vielen Dank dafür. Wir dürfen auch gegen ein Entgeld unsere Kamera-Akkus aufladen, das Haus hat auf dem Dach eine große Solaranlage. Auch zwei große Gebetsfahnenketten kaufen wir hier, die eine befestigen wir auf unserem ersten Pass, die andere bekommt die Expedition für einen Gipfel. Kerstin und Robert kaufen einen Riesenbeutel Bonbons für die vielen Kinder unterwegs.

Unsere Träger schlachten vormittags eine große Ziege für alle. Zum Mittag gibt es dann Ziegenleber und abends jede Menge leckersten Ziegen-Curry mit Dal Bhat, dem typischen nepalesischen Essen, Reis mit leicht gesalzenen Linsen. Es mundet allen bestens. Nach dem Lunch ist ausruhen angesagt, der Körper braucht endlich einmal seine Ruhe zum Erholen. Es wird das neue gelbe Duschzelt mit zwei Kammern errichtet. Ich hole mir meinen Eimer mit heißem Wasser und Schöpftopf aus der Küche. Bert mault herum, er hätte es schon vor mir bestellt. Ist doch nicht so schlimm, mein Guter, dann duschst du eben nach mir. Es kommen doch alle dran. Am Fluss wasche ich T-Shirt und Unterhose, Socken hatte ich noch keine an, hänge sie auf zum Trocknen, was hier oben sehr schnell geht. Am Himmel ziehen malerische zerfaserte Wolken entlang, wird sich das Wetter halten? Aber ja. Es ist kalt jetzt, eine warme und winddichte Jacke sollte man immer griffbereit haben, da der Wind am Nachmittag zunimmt. Die Küchenjungs haben unsere gesamten Nahrungsvorräte auf Planen vor sich ausgebreitet. Mensch, was die alles so mitschleppen, haufenweise Gläser und Büchsen, Zwiebeln, Knobi, Äpfel, Kohl, Kartoffeln, Nudeln, Mehl, Beutelsuppen, Öl, Gewürze und viele, viele Eier. Diese sind hier nicht zu bekommen, stimmt, Hühner sehen wir auf der gesamten Tour keine, was sich auch auf unseren Tellern nachteilig zeigt oder eben nicht zeigt. Ingo mosert augenzwinkernd herum, dass die Trekker die ganzen Expeditions-Nudeln wegessen würden. Die schmecken aber auch lecker. Das Expeditionsgepäck in den blauen Tonnen wird jetzt auch gründlich gecheckt und einsortiert, jeder muss wissen, wo welche Ausrüstung für ihn bereitliegt. Eine Exped-Schokolade ist explodiert und hat alle anderen mit einem braunen Fettfilm überzogen. Auch Kerstin und Steffen schrubben stundenlang ihre Schokoladentafeln sauber. Unserem Exped-Uwe ist eine Fischbüchse im großen Flieger aufgegangen, armer Kerl, er wird den ekligen Geruch tagelang nicht mehr los, alles was er berührt, stinkt nach altem Fisch.

+ 200 / - 200 m in 1 Std. (o. Pause)
 



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