14.10.2008 ...Überall gibt es kleine Lodges und Restaurants in den Orten, meist auch einen öffentlichen Telefonanschluß. Die hier entlang führende Annapurnarunde wird meist von Franzosen und Deutschen gebucht, man kann immer in Lodges unterkommen. In 2480 m Höhe bei Lete laufen wir über eine 107 m lange Hängebrücke ans andere Ufer des Lete Khola und zurück auf die hier für Autos unpassierbare Straße. Ein einsamer Bagger versucht in Sysyphusarbeit den riesigen Erdrutsch zu beseitigen. Sicher ist, dass der steile Hang im Frühjahr oder zum Monsun immer wieder die Straße verschütten wird. Ab hier führt die Straße etwas steiler nach unten, die Berge des Nilgiri und des Baraha Shikhar verschwinden jetzt hinter den näher herantretenden hohen steilen braungrünen Hügeln. Rechts flankieren riesige Schieferfelsformationen die aus ihnen herausgesprengte abfallende Straße. Der breite Kali Gandaki ist einem engen Flusstal gewichen, hunderte Meter unter uns gurgelt der Fluss entlang. In einigen Uferbäumen treiben Languren, eine Affenart ihr Unwesen, sie haben schwarze Gesichter, umrahmt von einem weißen Fell, ihre langen Schwänze nehmen sie beim Klettern zu Hilfe.

Wir überqueren jetzt den Kaiku Khola, einen rechten Nebenfluss, gegenüber etwas oberhalb der Ort Chhoya Deurali, über den sich das riesige Tal des Tangdung Khola weit nach oben zieht. In Ghansa (2010 m) machen wir Mittagspause auf der grünen Wiese am Florida Guest House. Breiten einige noch feuchte Sachen zum Trocknen aus. Kurz nach dem Ort führt eine Brücke auf die linke Flussseite, alle Maultiere nehmen den für sie ungefährlichen Weg, der um einiges länger als der rechtsseitige ist. Auch für die Trekker ist nach links ausgeschildert. Der rechte Weg ist dafür um einiges gefährlicher und ausgesetzter, der gefällt uns, den nehmen wir. Bald kommen wir an die engste Stelle des Kali Gandaki-Tales, die Hänge sind bedrohlich dicht zusammengerückt, die aus den Felsen herausgehauene Fahrstraße endet urplötzlich an gewaltigen Verschüttungen mit häusergroßen Felsblöcken, die auf normale Weise nicht beseitigt werden können, ohne sofort den Hang wieder in Bewegung zu setzen. Die nicht mehr vorhandene, teilweise nur einen Meter breite Straße stürzt an seinen Flanken senkrecht hunderte Meter hinab zum brüllenden Fluss, dessen graubraune kochende Wassermassen sich hier durch eine zwei bis drei Meter breite Felsenrinne quetschen müssen. Es brodelt, schäumt und zischt, Ein Fehltritt nach unten wäre tödlich.

Überhängende Felsen ragen drohend über uns auf. Das hier mal eine Straße war oder wieder sein wird, kann ich mir nicht vorstellen. Ca. 500 m lang ist diese Stelle. Bald kommt eine in die Felsen gesprengte breite Fahrstraße zum Vorschein, auf der schon wieder Jeeps fahren können. Das ist kurz vor Tal Bagar, dem ersten Ort nach dem Taldurchbruch. Oberhalb von Rukse Chhahara (Chhahara = Wasserfall) in 1600 m Höhe führt die Fahrstraße entlang, wir laufen auf einem schmalen Weg weiter auf der rechten Talseite. Bald begleiten uns Felder mit Hirse, Zitronen- und Orangenbäumen, Bananenstauden. Apfelbäume wachsen hier unten keine mehr, das Klima zu heiß.

Es ist heute Abend trotz Schatten angenehm warm. In einem Dorf werden wir Zeuge einer lebensfrohen Feier. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Tatopani (1190 m), warten kurz auf den mit seiner schweren Traglast heute immer hinterher bleibenden Hems und bekommen auf der Wiese der weiläufigen Anlage des Dhaulagiri Resort Hotel Zeltplätze. Außer dem Haupthaus gibt es Bungalows, die versteckt im Gelände stehen. Zu den heißen Quellen gibt es einen direkten Zugang. Im Ort sind alle Betten restlos ausgebucht, da neben den westlichen und indischen Touristen auch viele Einheimische den schönen Kurort wegen seiner heißen heilenden Quelle aufsuchen. Wir überreden unsere Begleiter, einen einheimischen Träger zu suchen, der ihnen ab morgen die Last abnimmt, sodass wir uns besser und freier mit ihnen unterhalten können. Bezahlen werden wir ihn aus eigener Tasche und Niru wird nichts davon erfahren.
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Dann verschwinden wir in unseren Zelten, das Rauschen des Kali Gandaki wiegt uns in den Schlaf.

 + 205/ - 1415 m in 10 Std. (1:30 Std. Pause)
 



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